Einweihung des Geopunkts Nanzenbach
- Details
- Kategorie: Aktuelles & News
- Veröffentlicht: Dienstag, 15. Oktober 2013 12:38
- Geschrieben von Uli Horch
- Zugriffe: 16099
ERDGESCHICHTE Anlage des Nanzenbacher Heimatvereins ist jetzt ein "Geopunkt"
20 Jahre alt ist die Anlage des Nanzenbacher Heimatvereins, die vor dem Gemeinschaftshaus daran erinnert, dass der Abbau von Bodenschätzen einst im Mittelpunkt des Erwerbslebens stand und die regionale Wirtschaftsstruktur bis zum heutigen Tage prägt. Sie wurde immer wieder umgebaut und erweitert.
Die gründlichste Veränderung erfuhr sie in diesem Jahr mit einem über drei Meter hohen Modell eines Fördergerüsts im Mittelpunkt. Neuerdings sind noch zwei mit Nanzenbacher Gestein gefüllte Gabionen hinzugekommen - das "Markenzeichen" des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus, zu dem auch der Lahn-Dill-Kreis mit seiner gesamten Fläche gehört. Die dazu gehörigen Info-Tafeln informieren die Besucher über das Geopark-Projekt allgemein sowie über das Bergbaudorf Nanzenbach und das stete Nebeneinander von Bergbau und Landwirtschaft am Rande des Schelderwalds speziell.
Am Standort der Gabionen war einst die Kupfergrube "Neuer Muth"
Dabei stehen sie an einem montanhistorisch bedeutenden Ort, denn...
...hier befand sich einst die Kupfergrube "Neuer Muth" im Abbau. Um die 50 Interessenten kamen am Freitagnachmittag zur offiziellen Einweihung des Geopunkts. So richtig ins Auge nehmen konnten sie das neu gestaltete Ensemble allerdings nicht, denn im strömenden Regen versperrten viele Regenschirme die freie Sicht.
Deswegen verlegte Bärbel Hartmann, die Vorsitzende des Vereins, nach einem kurzen Rundgang das weitere Geschehen ins Gemeinschaftshaus. Hier überreichte sie zunächst zwei Präsente an Horst Nickel, der den Förderturm in vielen Freizeitstunden konstruiert hatte, sowie an Helmut Gräb, der zusammen mit seiner Frau Anneliese ihn in all den Jahren zuvor in Schuss hielt. In ihren Grußworten betonten Bürgermeister Michael Lotz (CDU) und Landrat Wolfgang Schuster (SPD), wie wichtig die Pflege der örtlichen Traditionen für die regionale Identität ist.
Philipp Borchardt von der Braunfelser Geschäftsstelle des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus stellte die Absichten und Vorhaben dieses Projekts vor, das von vier Landkreisen und dem Lahn-Dill-Bergland getragen wird. Wie Nanzenbach auch aus der Vergangenheit schöpfen will, um damit die Gegenwart und vor allem die Zukunft für Einwohner wie für Gäste hier lebenswert zu machen, verdeutlichten Uli Horch und Stefan Müller in einem Fotovortrag.
Das Dorf, in dem seit Jahrzehnten vor allem einige sehr rege Vereine für eine gute Lebensqualität sorgen, wurde vor zwei Jahren in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen, so dass demnächst erhebliche Zuschüsse aus Wiesbaden zu erwarten sind. Dass er derzeit der profundeste Kenner der regionalen Geologie und auch der Montanhistorie sein dürfte, bewies einmal mehr Geopark-Botschafter Erhard Reitz aus Siegbach. Er ging gründlich auf den Nanzenbacher Kupfererzbergbau ein, der einmal der bedeutendste in ganz Nassau war.
Er ist seit 1464 urkundlich belegt, und mindestens seit 1482 war eine Kupferhütte in Betrieb, aus der die "Isabellenhütte" hervorging - der älteste Industriebetrieb Hessens, der heute Hightech-Produkte in alle Welt vertreibt. Ihre beste Zeit hatten die Nanzenbacher Kupferzechen in den Jahrzehnten nach 1750. Dabei kam für damalige Verhältnisse modernste Technik zum Einsatz, wie Reitz referierte - etwa ein Wasserrad, das auf der "Alten Lohrbach" half, das Grundwasser abzupumpen, oder ein Pferdegöpel, mit dessen Hilfe auf der "Neuen Muth" die Bodenschätze ans Tageslicht geholt wurden.
100 Jahre später waren diese Gruben im Besitz einer englischen Gesellschaft. Diese ließ sogar eine Dampfmaschine aus ihrer Heimat nach Nanzenbach bringen. Doch trotzdem endete in dieser Ära der wirtschaftliche Erfolg.
Auch der Versuch der Firma Buderus, in der Nazi-Zeit mit dem Aufwältigen der alten Anlagen noch einmal an Rohstoffe zu kommen, wurde nach wenigen Jahren ergebnislos abgeschlossen, wie Reitz seinen Zuhörern berichtete.
+++ Bilder folgen +++